Nachdem ich beruflich eine Zeit lang sehr eingespannt war, habe ich es heute endlich geschafft, meine liebe Freundin Verena zu besuchen und dabei noch einen neuen Ort zu entdecken. Challenge: gemütlicher Samstagnachmittag mit Kaffee und Kuchen - Accepted.
Ziel unseres Ausflugs war der Rheinpark in Duisburg. Um genauer zu sein, das Restaurant “Ziegenpeter”. Direkt am Wasser gelegen, lädt es mit seiner entspannten Atmosphäre zum Verweilen, Boote zählen und beobachten ein, da auf der gegenüberliegenden linken Rheinseite die wunderschöne, zu Duisburg-Rheinhausen gehörende, Auenlandschaft liegt.
So einen wunderbaren freien Blick gab es lange Zeit nicht. Über 150 Jahre wurde das Gelände in Hochfeld industriell genutzt, direkt am Rhein gelegen, aber für den Publikumsverkehr nicht erreichbar. Umso erfreulicher, dass wir dort leckeren Kaffee und Kuchen und den Blick auf eine geschichtsträchtige Brücke genießen durften.
Vom “Ziegenpeter” schaut man rechts auf die “Brücke der Solidarität”. Eine normale Brücke mit bewegter Vergangenheit, wie mich Verena aufklärt. Die Vorgänger-Brücke, die Admiral-Graf-Spree-Brücke, wurde im Rahmen eines staatlichen Beschäftigungsprogramms, was das auch immer heißen mag, gebaut und 1936 von Reichspropagandaminister Joseph Göbbels für den Verkehr freigegeben. Im März 1945 sprengten Soldaten der Wehrmacht die Brücke, um dort auf Vorschlag der Firma Krupp im Juli 1945 eine neue Stabbogenbrücke zu erbauen. Ihren Namen sollte diese Brücke allerdings erst Jahrzehnte später bekommen.
Im Dezember 1987 besetzten Krupp-Arbeiter die Brücke, um gegen die Schließung des Stahlwerks in Rheinhausen zu protestieren. Monatelang gab es dort immer wieder Mahnwachen und Demonstrationen und so wurde Rheinhausen und eben diese Brücke zum Symbol des Widerstands gegen die Stahlkrise. Den Namen erhielt die Brücke 1988. Am 20. Januar trafen sich dort 50.000 Stahlkocher aus über 60 deutschen Hüttenwerken und gaben der Brücke ihren jetzigen Namen. Später wurde dieser von der Stadt Duisburg offiziell übernommen.
Auch sonst kann man auf dem 60 ha großen Geländer einiges entdecken. Neben großen Wiesenflächen, die Familien und Freunde zum Picknicken einladen, lässt ein Skaterpark besonders junge und mutige Herzen höherschlagen. Künstlerisch haben sich 2009 im Rahmen eines Graffit-Events 65 internationale wie nationale Künstler der Graffiti-Szene auf insgesamt neun Flächen von vier ehemaligen Erzbunkern auf einer Gesamtfläche von 4.800 qm ausgetobt.
Das ist für mich das Faszinierende am Ruhrgebiet. Man sitzt entspannt, genießt die Landschaft und an jeder Ecke warten spannende Geschichten aus Kultur und Industrie des Ruhrgebietes darauf, erzählt zu werden.
Fotos: Sara Fischer / Verena Meyer
Text: Sara Fischer
Quellen:
https://www.duisburg.de/wohnenleben/wasser/rheinpark.php
https://www2.duisburg.de/micro2/rheinpark/rubrik2/index.php
https://de.wikipedia.org/wiki/Rheinpark_Duisburg
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