Das Theater am Marientor (TAM) ist ein beeindruckendes Gebäude in einer weniger beeindruckenden Umgebung. Seit 1996 steht es an der Plessingstraße in Duisburg, umgeben von Autobahnzubringer, Parkhaus und Rotlichtviertel. Nach den Plänen des Architekten Helmut Kohl gebaut, beherbergte das Haus mit fast 1.500 Zuschauerplätzen zunächst das Musical "Les Misérables", basierend auf dem Roman "Die Elenden" von Victor Hugo. Vielleicht war es das falsche Thema für die Arbeiterstadt Duisburg, vielleicht auch die eher opernhafte Inszenierung, die das Projekt 1999 scheitern lies. Fakt war: Die Stella AG meldete Insolvenz an und das eigens errichtete Gebäude suchte eine neue Bestimmung.
In der Zwischenzeit bekleidete das Theater mehrere Funktionen. Es diente als Ausweichspielstätte für die Duisburger Philharmoniker, als Bühne für Comedy und Kabarett, als Casting-Ort für TV-Produktionen. Zuletzt bestand die Hoffnung auf eine Welturaufführung der Produktion "Wallace", leider währte sie nicht lang. Und dann kam Corona.
An der Pinnwand daheim hängen noch Eintrittskarten für den Abend "Mehr Nutten, mehr Koks - scheiß auf die Erdbeeren!" mit Trepper und Roos, der am 30. September hier im Theater hätte stattfinden sollen. Statt an der Abendkasse stehen die Menschen allerdings nun in der Schlange für einen Covid19-Test! Das Gebäude ist eingezäunt. Aus dem Theater ist das Abstrichzentrum der Stadt geworden. Statt "Anarchie Live" gibt es Coronaregeln. Statt "Koks" auf der Bühne, Stäbchen in die Nase. Schöne neue Welt.
Was also bleibt noch anzumerken? Auch diese "Vorstellung" entbehrt nicht humorvoller, realsatirischer Momente. Always look at the bride side of life. Vielleicht gibt es ja in naher Zukunft wieder einen schöneren Spielplan im TAM.
Fotos: Verena Meyer
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