Neben der Altstadt ist Ruhrort die einzige Siedlung, die es auf Duisburger Stadtgebiet auch schon vor der Industrialisierung gegeben hat. Ehemals eine Zollstation auf der Rheininsel "Homberger Werth", Ruhr-oort genannt, siedelten sich bald Fischer und Handwerker an. Mitte des 16. Jahrhunderts kam der Aufschwung durch den Bau des Stammhauses der Firma Haniel und des Hafens. Es wurde Kohle umgeschlagen, es wurden Schiffe gebaut, der Ort wuchs! 1903 wurden Beeck, Laar und Beeckerwerth eingemeindet, zwei Jahre später Ruhrort selbst zum Stadtteil von Duisburg.
Bis heute hat Ruhrort seinen ursprünglichen Charme als Hafenstadtteil bewahrt. Überall begegnet man spannender Geschichte. Egal, ob man durch die kleinen Gassen und Straßen schlendert, den Neumarkt besucht oder direkt am Wasser von der Schifferbörse bis zur Mühlenweide flaniert ...
Das Tor zum Stadtteil
Aber nun noch einmal Schritt für Schritt: Ich beginne meine kleine Tour am "Tor zum Stadtteil", am Tausendfensterhaus und schlendere zum Vinckeplatz.
Das Denkmal, das 1845 errichtet wurde, mit der Felicitas publica, dem öffentlichen Wohlergehen in Bronze auf einer 7,5 Meter hohen Granitsäule, ehrt Friedrich Ludwig Wilhelm Philipp Freiherr von Vincke, der sich beim Ausbau der Ruhrorter Häfen als Oberpräsident der preußischen Provinz Westfalen große Verdienste erworben haben soll.
Von der Fabrikstraße zum Maximilianplatz
Weiter geht es durch die Fabrikstraße bis zum Maximilianplatz.
Kirchtürme in Ziegelbauweise mit hohen, spitzen Helmen fassen den Straßenzug an beiden Enden ein. Südlich, an der Ecke Dr. Hammacher-Straße steht der Turm der ehemaligen evangelischen Jakobus-Kirche, die hier 1842 im Rundbogenstil errichtet worden war, nördlich an der Einmündung zur Bergiusstraße, der klassizistische Saalbau der Maximilianskirche. Letztere entstand 1847 und wurde 1869 durch den Kölner Baumeister der Neogotik Heinrich Wiethase um Querhaus und Chor erweitert. Hier bildet das Gemeindehaus mit der Kirche einen baumbestandenen, geschützten Platz.
An der Fabrikstraße stand wirklich mal eine Fabrik, aber die "Cottonmanufaktur" warf nicht genug ab. Nur die zweigeschossigen Wohnhäuser Nr. 1-5 sind aus dieser Zeit zu Beginn des 19. Jahrhunderts stehen geblieben.
Der Neumarkt und seine Kultkneipen
Der Neumarkt, auf dem auch jedes Jahr der Kunst- und Kulturmarkt abgehalten wird, wartet mit Charme und Kultkneipen auf. Egal ob "Zum Itze" oder "Ankerbar", hier kann man nicht nur einkaufen, sondern auch einkehren.
Dammstraße und Schimmi-Gasse
Früher war Ruhrort fast ein zweites St. Pauli. Seitdem die Schiffer allerdings keine Landgänge mehr machen, muss sich der Stadtteil anders über Wasser halten. Zwar gibt es hier und da noch Händler für Schiffsbedarf, aber mehr und mehr wird Ruhrort zum Kreativquartier.
In seinem ersten Fall ermittelte der Tatort Kommissar Horst Schimanski hier und machte Ruhrort zur Fernsehkulisse. Eine Gasse ist daher nach ihm benannt und Touristen können auf seinen Spuren wandeln. Auch sonst beleben Künstler und Kulturschaffende mehr und mehr das Geschehen.
Der Hafen und die Mühlenweide
Aber auch die goldene Zeit der Matrosen und Schiffer lebt weiter, im Binnenschifffahrtsmuseum, auf einer Rundfahrt durch die Hafenbecken ab Schifferbörse oder aber beim Spaziergang auf dem Leinpfad. Vorbei am Museumsschiff Oskar Huber und der Outdoor-Galerie, kann man bis zu Rheinpegel und Mühlenweide wandern.
Wer von der Friedrich-Ebert-Brücke mit ihren wunderschönen Türmen aus auf die Mercatorinsel zwischen Vincke- und Hafenkanal hinuntersteigt, kann mit Poseidon Bekanntschaft machen.
Und an der der Mündung der Ruhr in den Rhein leuchtet einem die "Rheinorange" entgegen. Die Landmarke, geschaffen vom Kölner Bildhauer Lutz Frisch, ist 25 Meter hoch, sieben Meter breit, einen Meter tief und wiegt ganze 83 Tonnen. Die aus Stahl gefertigte Skulptur ist ein Symbol für eine glühende Bramme.
Haniel und Hafenstraße
Das Familienunternehmen Haniel hat seinen Sitz seit Gründung im Jahr 1756 in Ruhrort und ist eng mit der Entwicklung des Stadtteils verbunden. Bewacht durch Rehlein und Löwen erzählen die prachtvollen Gebäude des Unternehmens von seiner bewegten Geschichte.
Mein Rundgang endet hier und ich habe längst nicht alles gesehen. Vielleicht aber hat der eine oder die andere Lust bekommen, auf eigene Faust loszuziehen und noch viel mehr von Ruhrort zu entdecken? In diesem Sinne: Ahoi!
Fotos: Verena Meyer
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